Wenn der „Schädel brummt“

 

So vielfältig Kopfschmerzen in Erscheinung treten, so unterschiedlich sind auch ihre Auslöser. Dazu gehören Stress, Verspannungen, Alkohol- oder Zigarettenkonsum und grippale Infekte, um nur einige zu nennen. Doch obwohl Kopfschmerzen etwas so Alltägliches sind, kann die Medizin bis heute nicht genau erklären, wodurch sie eigentlich entstehen. Ungeachtet dessen lassen sich die Beschwerden oft bereits durch Ruhe, einen Spaziergang oder eine Schmerztablette lindern oder beseitigen.

Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz

Es gibt viele Gründe für Kopfweh. Grundsätzlich unterscheidet man jedoch zwei Formen: Der primäre Kopfschmerz ist ein eigenständiges Krankheitsbild, das heißt er wird nicht durch andere Krankheiten verursacht. Dazu zählen die Migräne und der Spannungskopfschmerz. Bei der Migräne unterscheidet man 17 Unterformen, während beim Spannungskopfschmerz lediglich zwischen einer episodischen Form (seltener als an 180 Tagen im Jahr) und einer chronischen Form (häufiger als an 180 Tagen im Jahr) unterschieden wird. Sekundäre Kopfschmerzen sind ein Begleitsymptom anderer Erkrankungen. Hier müssen die Krankheitsursachen festgestellt und behandelt werden.

In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Merkmale der Spannungskopfschmerzen und der Migräne im Vergleich dargestellt:

 

Kopfschmerzen vom Spannungstyp

Migräne

Art der Schmerzen

dumpf oder drückend, Schraubstockgefühl

pulsierend oder pochend, anfallartig, zwischen den Attacken Schmerzfreiheit

Ort des Schmerzes

meistens beidseitig

häufig einseitig

Intensität und Dauer

mittelstark; 30 Minuten bis 7 Tage

mittelstark bis stark; 4 bis 72 Stunden

Begleiterscheinungen

eventuell Lärm- und Lichtempfindlichkeit, sehr selten übelkeit (kein Erbrechen)

übelkeit und/oder Erbrechen, Lärm-, Licht- und Geruchsempfindlichkeit

körperliche Arbeit

verstärkt die Schmerzen nicht

verstärkt die Schmerzen

aktuelle Arbeitsfähigkeit

leicht eingeschränkt

erheblich eingeschränkt

durchschnittliche Häufigkeit

mehr als 35 Tage im Jahr

34 Tage im Jahr

Geschlechtsverteilung

bei Frauen und Männern gleich häufig

Frauen sind häufiger betroffen als Männer (Verhältnis 3:1)

Alter

in jedem Lebensalter

bis zum 40. Lebensjahr zu-, dann abnehmend

Auslöser von Spannungskopfschmerzen

Wenn jemand sagt, er habe Kopfschmerzen, handelt es sich für gewöhnlich um diesen, besonders verbreiteten Schmerztyp. Zu den Auslösern gehören...

Dauerstress im Berufs- und Privatleben, verbunden mit Schlafstörungen und körperlicher sowie geistiger Erschöpfung,

Muskelverspannungen,

ungünstige Schlafpositionen,

Medikamentenmissbrauch (Schmerzmittel induzierter Kopfschmerz, insbesondere durch Kombinationspräparate mit Koffein),

Depressionen und Angst,

Wetterwechsel.

Auslöser von Migräne

Die Ursachen der Migräneattacken sind noch nicht restlos geklärt. Die genetische Veranlagung spielt eine Rolle. Darüber hinaus sind wahrscheinlich entzündliche Prozesse sowie Störungen der Durchblutung im Gehirn dafür verantwortlich. Häufige Auslöser jedenfalls sind...

ein Wechsel des Schlaf-Wach-Rhythmus,

hormonelle Einflüsse,

bevorstehende Stresssituationen beziehungsweise die Entspannung danach,

Hunger,

Wetterwechsel,

Genussmittel wie Nikotin und Alkohol.

Der richtige Umgang mit Schmerzmitteln

Seien wir ehrlich: Wenn uns mal „der Schädel brummt“, gehen wir nicht gleich zum Arzt. In der Regel verschwinden die Schmerzen ja auch nach kurzer Zeit wieder. Und wenn nicht, dann helfen wir uns zunächst einmal selbst. Dagegen ist grundsätzlich auch nichts einzuwenden, doch weil Medikamente gegen den Kopfschmerz keineswegs frei von Nebenwirkungen sind, sollten Sie Folgendes bedenken:

überlegen Sie, ob es wirklich notwendig ist, eine Tablette einzunehmen.

Verwenden Sie Medikamente, die nur einen Wirkstoff enthalten. Eventuell auftretende Unverträglichkeiten sind dann einfacher nachzuvollziehen.

Auch freiverkäufliche Arzneimittel können (bei Daueranwendung) Nebenwirkungen hervorrufen.

Leiden Sie an Leber-, Nieren- oder Magen-Darm-Erkrankungen, so ist der Einsatz von Schmerzmitteln besonders sorgsam abzuwägen. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Wenn Sie an mehr als zehn Tagen im Monat Kopfschmerzmittel einnehmen, benötigen Sie unbedingt die Hilfe eines Arztes.

Halten Sie sich an die Einnahme-Dosis, zumal eine Steigerung über das empfohlene Maß hinaus in der Regel keinen zusätzlichen positiven Effekt hat.

Eine kurzfristige, hochdosierte Einnahme - selbstverständlich unter Beachtung der maximalen Tagesdosis - ist effektiver als eine langfristige Unterdosierung.

Nehmen Sie Schmerzmittel immer mit reichlich Flüssigkeit und nicht auf leeren Magen ein.

Die optimale Behandlung

Wie bereits erwähnt: Medikamente sollten erst eingenommen werden, wenn die Schmerzen für Sie nicht mehr ohne weiteres auszuhalten sind. Dann gilt:

  1. Der Spannungskopfschmerz wird mit Acetylsalicylsäure (zum Beispiel Aspirin) und Paracetamol (beide in einer Dosis von 500 bis 1000 mg) sowie Ibuprofen (Dosierung 200 bis 600 mg) behandelt.

  2. Bei einer Migräneattacke sollten Sie sich unbedingt sofort Ruhe gönnen. Schirmen Sie äußere Reize ab und legen sich in einen ruhigen, abgedunkelten Raum. Wenn Sie schlafen können, ist dies ebenso hilfreich wie eine Kühlung mit Eis. Außerdem sollte möglichst bei den ersten sicheren Anzeichen des Migräneanfalls mit der Medikation begonnen werden. Neben den oben genannten bewährten Schmerzmitteln kann zu Beginn auch das rezeptpflichtige Metoclopramid (20 mg) eingenommen werden, um Übelkeit und Erbrechen zu lindern.

Grundsätzlich gilt: Kau- und Brausetabletten wirken schneller als Tabletten zum Schlucken. Erstere eignen sich besonders für unterwegs, da sie kein Wasser zur Einnahme benötigen. Auch Zäpfchen wirken schneller als herkömmliche Tabletten und entlasten außerdem den Magen.

Wann ist ein Arztbesuch angezeigt?

In der Regel spricht nichts dagegen, wenn Sie sich zunächst einmal selber helfen. Allerdings ist ärztlicher Rat vonnöten, wenn

die Kopfschmerzen erstmalig auftreten und über Tage oder gar Wochen anhalten,

die Kopfschmerzen schlagartig und besonders heftig auftreten,

die Beschwerden trotz Behandlung mit frei verkäuflichen Schmerzmitteln nicht zurückgehen,

gleichzeitig oder mit Verzögerung Symptome wie Taubheitsgefühl, Lähmungen, Gleichgewichts- und Sehstörungen auftreten,

die Schmerzen häufiger als an zehn Tagen im Monat auftreten.

Kopfschmerzen bei Kindern

Nicht nur Erwachsene, auch Kinder können von Migräne oder Spannungskopfschmerzen betroffen sein. Umwelteinflüsse wie Leistungsdruck in der Schule, ungelöste Konflikte im Elternhaus, langes Fernsehen und Spielen am Computer ohne entsprechenden Bewegungsausgleich sowie falsche Ernährungsgewohnheiten können die Ursache sein. Sprechen Sie bitte zunächst mit ihrem Hausarzt, bevor Sie Ihrem Kind auf eigene Faust Medikamente verabreichen.

Kopfschmerzen in Schwangerschaft und Stillzeit

Alle Schmerzmittel gehen in den Kreislauf des Kindes über, viele auch in die Muttermilch. Ein sparsamer Einsatz von Medikamenten sollte daher selbstverständlich sein. Paracetamol und Acetylsalicylsäure sind zwar auch hier die Mittel der Wahl. Acetylsalicylsäure sollte im dritten Schwangerschaftsdrittel allerdings nicht mehr angewendet werden, da die Dauer der Geburt beeinflusst werden könnte und die Blutungsneigung des Neugeborenen zunimmt.