Venenerkrankungen

 

Müde, schwere Beine, die vor allem abends schmerzen. Sowie kleine, an der Hautoberfläche durchschimmernde Gefäße (Besenreiser) - für viele Betroffene sind sie kein Grund, ihren Arzt oder Apotheker um Rat zu fragen. Dabei ist Vorsicht geboten, denn die genannten Symptome sind Vorboten einer allgemeinen Gefäßschwäche, die bald Krampfadern (Varizen), und auf Dauer sogar offene Wunden oder eine lebensgefährliche Thrombose zur Folge haben können.

Leider steht es, was die Venen betrifft, um unsere Gesundheit nicht zum Besten. Während bei Naturvölkern nur rund zwei Prozent der Menschen unter diesbezüglichen Problemen leiden, sind es in modernen Gesellschaften etwa die Hälfte aller Frauen und jeder vierte Mann - vor allem in der zweiten Lebenshälfte. Was führt zu den Gefäßleiden? Was kann man tun, um Folgeerkrankungen vorzubeugen? Und welche Behandlungsmethoden stehen heute zur Verfügung?

Mit Pumpen und Ventilen gegen die Schwerkraft

Unser ganzer Körper wird über das Blut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. In einem andauernden Kreislauf gelangt der Lebenssaft stets zurück zum Herzen, von wo aus er immer wieder auf’s Neue verteilt wird. Dazu muss das Blut, etwa aus den Füßen, über einen Meter bergauf transportiert werden: So genannte Muskel-Venen-Pumpen sorgen für den Auftrieb. Von unten nach oben spannen sich die beteiligten Muskeln der Reihe nach an, drücken dabei auf benachbarte Gefäße und pressen so das Blut Richtung Herz. Dass das Blut nicht zurückfließt, sobald die Muskeln wieder erschlaffen, verhindern ventilartige Venenklappen. Sie öffnen sich nämlich nur in eine Richtung. Das heißt, beim Pumpvorgang tritt das Blut nach oben hindurch, ein Rückfluss dagegen ist ausgeschlossen.

Schwaches Bindegewebe - kranke Venen

Ein Venenleiden macht sich nicht von heute auf morgen bemerkbar, es entwickelt sich über Jahre hinweg. Die Hauptursache ist eine angeborene Bindegewebsschwäche. Sind nämlich die Venenwände nicht ausreichend elastisch, dehnen sich die Gefäße während des Pumpvorgangs zwar aus, kehren dann aber nicht vollständig in ihre Ausgangslage zurück. Das setzt eine regelrechte Kettenreaktion in Gang: Die Venen werden überdehnt und leiern mit der Zeit aus. In der Folge schließen die Klappen nicht mehr optimal, das „alte“ Blut versackt zunehmend in den unteren Extremitäten. Die dortigen Zellen werden nun nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, Abfallstoffe wie Kohlendioxid nicht vollständig abtransportiert. Doch das ist noch nicht alles: Durch den Blutstau nehmen auch die Venenwände Schaden. Sie lassen Flüssigkeit in benachbartes Gewebe eindringen, Schwellungen (so genannte Ödeme) sind die Folge. Im Endstadium der Erkrankung kann es zur Bildung eines offenen Beins (Ulcus cruris) oder gar zu einer lebensbedrohlichen Thrombose kommen.

Weitere Gründe, warum unsere Venen schlapp machen

Selten ist eine Bindegewebsschwäche die alleinige Ursache für eine Venenerkrankung. Folgende Faktoren beeinflussen die Funktion von Muskel-Venen-Pumpen und Venenklappen entscheidend mit:

Stundenlanges Stehen und Sitzen mit angewinkelten Beinen im Büro, im Auto oder Flugzeug behindern den Blutfluss. Die Muskel-Venen-Pumpen funktionieren nur dann reibungslos, wenn die Beine in Bewegung sind.

Jedes Pfund zuviel lastet auf unseren Venen. Auch übermäßiger Nikotin- und Alkoholgenuss begünstigen die Entstehung von Krampfadern.

In der Schwangerschaft werden vermehrt weibliche Hormone gebildet, die Östrogene. Sie lockern das Bindegewebe um den Körper auf die Geburt vorzubereiten. Davon betroffen sind auch die Venen. Darüber hinaus drückt die im Verlauf der Schwangerschaft größer werdende Gebärmutter auf die Gefäße im Becken und behindert so den Rückfluss des Blutes zum Herzen.

Ähnlich wie in der Schwangerschaft beeinflussen die Pille, aber auch Hormon-Präparate, die Frauen in den Wechseljahren einnehmen, die Venengesundheit nachteilig.

Mit zunehmendem Alter erschlafft das Bindegewebe natürlicherweise im gesamten Körper, also auch in den Venen.

Vorboten eines Venenleidens

Lange bevor eine ernsthafte Erkrankung vorliegt, kündigt sich eine Gefäßschwäche an. Bei diesen Anzeichen sollten Sie einen Arzt oder Apotheker aufsuchen:

Schwere- und Spannungsgefühl in den Beinen (vor allem am Abend)

Besenreiser, das sind erweiterte, sich schlängelnde Venen an der Hautoberfläche (vor allem an Waden und Oberschenkeln)

Schwellungen aufgrund von Wasseransammlungen (Ödeme)

Stauungsflecken, das sind blass rosafarbene, runde Hautbezirke an Füßen und Unterschenkeln

Ekzeme, dahinter verbergen sich verschiedenartige Entzündungen der Haut

Venenleiden vorbeugen

Erkrankungen der Venen sind kein unabwendbares Schicksal. Mit den nachfolgenden Maßnahmen beugen Sie wirksam vor oder verhindern, dass sich eine bereits bestehende Gefäßschwäche weiter verschlimmert:

  1. Legen Sie - auch tagsüber - häufiger mal die Beine hoch. Lagern Sie sie nachts auf Venenkissen. Dann fließt das Blut leichter zum Herzen zurück.

  2. Schlagen Sie die Beine im Sitzen nicht übereinander. Blutgefäße werden so unnötig abgeklemmt.

  3. Verzichten Sie auf Schuhe mit hohen Absätzen. Sie hemmen Wadenmuskel- und Sprunggelenkspumpe.

  4. Vermeiden Sie zu enge Gürtel, Strümpfe, Hosen oder Korsagen.

  5. Tragen Sie Stützstrümpfe, um eine Überdehnung der Venen zu vermeiden. Dies gilt besonders für Schwangere und wenn Sie einen stehenden Beruf ausüben.

  6. Vermeiden Sie Besuche in Saunen und Thermalbädern, denn Wärme weitet die Blutgefäße. Die Venenklappen schließen dann schlechter und das Blut versackt in den Beinen. Meiden Sie aus dem gleichen Grund zu intensive Sonnenbäder, auch im Solarium.

  7. Fußbodenheizungen sind nichts für schwache Venen. Zumindest aber sollten Sie Wohnräume nicht über 18 bis 20 Grad aufheizen.

  8. Duschen Sie Ihre Beine - beginnend an den Füßen - regelmäßig morgens und abends mit kaltem Wasser ab. Durch die Abkühlung verengen sich die Gefäße, die Venenklappen schließen besser.

  9. Heben Sie keine schweren Lasten.

  10. Reduzieren Sie Übergewicht und genießen Sie Kaffee und Alkohol nur in Maßen.

  11. Steigen Sie häufiger mal Treppen. Das aktiviert die Muskel-Venen-Pumpen.

  12. Legen Sie bei langen Autofahrten regelmäßige Bewegungspausen ein. Auch im Flugzeug sollten Sie alle Stunde den Gang auf und ab gehen.

  13. Gehen Sie nach Möglichkeit täglich eine halbe Stunde spazieren.

  14. Treiben Sie Sport, denn Bewegung regt die Muskel-Venen-Pumpen an. Geeignete Sportarten sind Wandern, Schwimmen, Rad fahren, Skilanglauf, Venengymnastik, Tanzen und Reiten.

Doppelstrategie gegen Venenleiden

Unter Umständen kann es sinnvoll sein, Besenreiser oder Krampfadern veröden, beziehungsweise operativ entfernen zu lassen (fragen Sie Ihren Arzt). In allen anderen Fällen hat sich eine Kombinationstherapie bewährt:

  1. Behandlung mit Druckverbänden. Kurzzugbinden zum Anlegen eines Pütter-Verbandes eignen sich dabei genauso wie Kompressionsstrümpfe. Der Druck von außen schützt die Venen vor Überdehnung, er entstaut Ödeme, unterstützt die Venen-Muskel-Pumpe und beschleunigt eine bereits verminderte Strömungsgeschwindigkeit des Blutes.

  2. Medikamente. Üblicherweise erfolgt die Behandlung von Venenleiden mit Arzneimitteln auf pflanzlicher Basis. Diese stellen die Wandspannung in den Venen wieder her, dichten aber auch poröse Gefäßwände ab und wirken so der Entstehung von Ödemen entgegen. Die Mittel der Wahl sind Roßkastaniensamen, Mäusedornwurzelstock, Buchweizenkraut, rotes Weinlaub und Steinkleekraut. Alle diese Mittel eignen sich zur innerlichen und äußerlichen Anwendung. Sie sind in der Apotheke erhältlich.

Umstritten ist die Anwendung von Heparinsalbe, denn ihr Wirkstoff dringt nicht in tieferliegende Hautschichten ein. Von einer Massage mit Heparinsalbe wiederum ist abzuraten, da sich dadurch Blutgerinnsel lösen können, die zum Herzen oder der Lunge wandern und dort Kapillaren verstopfen. Ihr Apotheken-Team berät Sie gern darüber, welche Anwendungsform für sie am sinnvollsten ist.